Seine Lehre

Die folgende Zusammenfassung ist aus Babajis öffentlichen Gesprächen zusammengestellt. Sie ist nicht mehr als ein kurzer Blick in die unermessliche Weisheit eines Yogis. Babajis Lehre ist feinsinnig und grenzenlos. Er lehrt auf so viele Weisen und so viele Menschen unterschiedlicher Temperamente. Seine höchsten Lehren erfolgen nicht durch das gesprochene Wort, sondern durch die Stille seiner Gegenwart und durch Erfahrungen im täglichen Leben.

Das Ziel von Spiritualität

Shri Babaji lehrt, dass es für den Geist keinen dritten Weg gibt – er läuft entweder in dieser Welt oder wird still und wendet sich nach innen zum Selbst. Jede echte Sadhana (spirituelle Praxis) sollte den Geist befähigen, zurückzugehen und still zu werden, indem sie den Geist nach innen Richtung Selbst, Göttliches, nimmt, und einen schließlich zum höchsten Frieden der Selbst-Realisierung führt.

Jeder und jede, bewusst oder unbewusst, sucht nach Frieden und Glückseligkeit. Du leidest, weil du dein reales Selbst vergessen hast. Wenn du realisierst, dass du dieses unsterbliche Selbst bist, wirst du realisieren, dass deine eigene Existenz permanenter und höchster Friede ist.

Dieses Selbst, lehrt Babaji, ist nicht bloß in dir oder außerhalb von dir. Du bist dieser Friede und diese Glückseligkeit! Genauso wie der Raum sowohl im Zimmer ist als auch außerhalb vom Zimmer. Du bist Das; und Das ist alles durchdringend, existiert in sich.his_teaching_babaji

Der grundlegende Hinweis ist der Geist, der deine bewusste Energie ist. So wie mit dem Sonnenstrahl und der Sonne, so ist es mit dem Geist und dem Selbst. Du kannst den Geist niemandem zeigen. Er hat keine Form, keine Farbe. Nur auf der Grundlage von Gedanken erkennst du: „Mein Geist will dieses tun, mein Geist will jenes tun.“ Aber die wirkliche Existenz des Geistes ist pures Bewusstsein. Es hat die Fähigkeit, sich alles bewusst zu werden, einschließlich seiner selbst; gerade jetzt ist es sich dieser Welt bewusst geworden.

Eine der kraftvollsten Überzeugungen von Menschen ist, dass es in dieser Welt Frieden und Glückseligkeit gibt. Fortlaufend suchst du Glückseligkeit in materiellen Gegenständen, in Beziehungen, in dieser Welt. Hat dir je irgendetwas dauerhafte Glückseligkeit und Befriedigung gegeben? Es ist unmöglich, da die Gegenstände der Welt durch ihre eigene Natur vergänglich sind. Trotzdem suchst du vergeblich weiter nach anhaltender Glückseligkeit in der Welt, in der festen Überzeugung, dass sie dort gefunden werden kann. So ist der Geist seit Ewigkeiten wie ein Affe in dieser Welt umhergestreift.

Falls du nun den Geist durch spirituelle Übungen nach innen wendest, falls du den Geist konzentriert machst, wendet er sich automatisch nach innen und erlangt Bewusstheit über das reale Selbst. Das ist wie auch die alten Weisen Indiens festgestellt haben, dass wir als die unsterbliche Seele existieren, die jenseits der Geburt und des Todes dieses physischen Körpers ist. Ignoranz, die der Grund für Leiden ist, wird entfernt werden. Der Geist wird sich wieder im Selbst niederlassen, von wo er ursprünglich kam, beständig im ewigen Frieden und in der Glückseligkeit, die du so lange gesucht hast.

Das muss erfahren werden. Niemand anderes kann es für dich tun. Du kannst es niemand anderem vorzeigen oder es in Worte fassen. Genauso wie du nicht einfach definieren kannst, was Raum ist, und so wie du Raum nicht mit irgendeinem Massstab messen kannst. Er ist allesdurchdringend. Er ist eine erstaunliche Sache. Falls du den Raum überhaupt messen willst und den Raum kennen willst, dann musst du Raum selber werden.

Wenn der Tropfen des Geistes eins mit dem Ozean des Selbst wird, verschwindet die vorgestellte Individualität, die nie wirklich existierte, und deine ewige Existenz wird offenbar. Diese wird als Selbst- oder Gott-Bewusstsein erkannt. Es gibt wirklich keinen Unterschied. Du wirst immer dort sein, ewig, in deinem Selbst. Vollkommen sicher und zufrieden. Das ist das letzte Ziel der Spiritualität.

Der Spirituelle Pfad

Babaji lehrt, dass jedes menschliche Wesen eine dreifache Verantwortung hat: sich um die eigene körperliche, geistige und moralische Gesundheit zu kümmern. Diese Verantwortlichkeiten zu erfüllen, ist die Essenz von Spiritualität. Indem man diesem spirituellen Pfad beständig folgt, kann man letztlich Selbst-Realisierung erlangen. Unternimm jetzt Anstrengungen für diesen höchsten Frieden und die Glückseligkeit; warte nicht auf Wunder. Anstrengungen bringen wahre Wunder. Es ist es wert, bis zum letzten Atemzug des Lebens Anstrengungen zu investieren.

Körperliche Gesundheit

Für die körperliche Gesundheit sind eine angemessene Ernährungsweise aus leichter Kost und Übungen wie Yoga Asanas (Yoga-Übungen) und Pranayama (Atemtechnik) empfohlen. Babaji rät jedoch, dass solche Körperübungen nicht zu lange am Stück ausgeführt werden sollten, weil man zu körperbewusst werden kann und sich zu sehr auf einen äußeren ‚Anker’ wie den Atem verlassen kann. Dem Körper sollte man geben, was man ihm schuldet, aber nicht mehr.

Geistige Gesundheit

Für die geistige Gesundheit sind unterschiedliche Sadhanas empfohlen, um den Geist unter die eigene Kontrolle zu bringen und ihn gelassen, gereinigt und im Frieden zu halten. Sadhana bedeutet: deine Anstrengungen, etwas zu erreichen – in diesem Fall Selbst-Realisierung. Babaji bringt den vorrangigen Zweck aller Sadhanas in seiner einfachen und grundlegenden Weise auf den Punkt:

Du musst deinen Geist unter Kontrolle bringen und entdecken, wer du wirklich bist; das höchst erstaunliche und grösste Wunder ist, wenn du Frieden erlangst und deine Existenz als die unsterbliche Seele realisierst.

Dementsprechend definiert er Sadhana als jegliche Übung, die auf natürliche Weise – ohne der Gesundheit des Gehirns zu schaden oder seine Reflektionen zu unterdrücken – den eigenen Geist reinigt und gelassen macht. Der Geist muss zurückgehen und sich nach innen in Richtung auf das Selbst wenden – nur solch eine Sadhana ist echt und lohnend. Zu diesem Zweck kann ein Anker verwendet werden, aber letztlich muss man jenseits von diesem Anker gehen.

Babaji lehrt, dass Widmung (engl. ‚dedication‘, sich etwas verschreiben), Disziplin und Geduld für den Erfolg in jeglicher Sadhana nötig sind. Falls du dich widmest, wirst du dir Zeit mit Vorrang herausnehmen. Falls du diszipliniert bist, wirst du definitiv jeden Tag ohne Aussetzer üben. Der Geist ist seit Menschengedenken außer Kontrolle geraten. Falls du Geduld hast, kannst du definitiv ans Ziel kommen. Schließlich führen uns diese Sadhanas zur Realisierung des Selbst oder des Göttlichen, was Babaji einfach als zwei unterschiedliche Bezeichnungen für dasselbe höchste Ziel nennt.

Die höchste Übung ist Dhyana-Yoga (Meditation), welches ohne einen äußeren Anker wie Atem, Mantra oder die (beschränkte) Vorstellung von Gott ausgeführt wird. Ergänzende Sadhanas sind Karma-Yoga (selbstloses Dienen), Jnana-Yoga (der Pfad des Wissens) und Bhakti-Yoga (hingebungsvolle Verehrung).

Im Karma-Yoga führt man selbstlosen Dienst durch. Indem man das Ego aufgibt, dass ‚Ich der Täter’ bin, und indem man alles als eine Pflichterfüllung tut ohne eine Belohnung zu erwarten, gibt der Geist seine Unrast auf und kehrt zurück zu seinem Ursprung, zum Selbst.

Im Jnana-Yoga trifft man die Unterscheidung zwischen dem Realen und dem Irrealen, indem man zuerst den Intellekt nutzt. Am Ende kommt man zur Erkenntnis, dass die Wahrheit niemals vom Intellekt erfasst werden kann. Dann gibt der Geist seine Vorstellungen auf, beginnt zu beobachten, wo das Bewusstsein des ‚Ichs’ entsteht, und wird langsam vom Selbst absorbiert. Selbst-Erforschungs-Methoden wie die Frage „Wer bin ich?“ oder die Erforschung der Vergänglichkeit der Welt und die Natur des ewigen Selbst sind Teil des Jnana-Yogas.

Im Bhakti-Yoga wird man zur hingebungsvollen Verehrerin / zum hingebungsvollen Verehrer einer einzelnen Form oder das Formlosen. Allmählich dehnt sich das Bewusstsein durch die auf einen einzigen Punkt gerichtete Aufmerksamkeit auf etwas Größeres als das vorgestellte individuelle Selbst aus. Mit wahrer Hingabe verliert man schließlich das Ego von ‚ich‘, ‚mir’ und ‚meins’ und sieht dasselbe göttliche Selbst, das man zu verehren begonnen hat, überall. Was anfangs als ‚anderes’ gesehen wurde, wird nun als das Selbst offenbar.  

Im Dhyana-Yoga meditiert man. Babaji definiert Dhyana als „Aufmerksamkeit geben“. Da der Geist durch Meditation gereinigt wird, gewinnt er die Fähigkeit, dem Realen Selbst Aufmerksamkeit zu geben. Da Meditation ohne äußeren Anker wie Atem oder Mantra durchgeführt wird, gewinnt der Geist die Fähigkeit, durch sich selber konzentriert zu werden; und wenn er einmal ganz konzentriert ist, wendet er sich mühelos nach innen zum Ursprung des Bewusstseins, zum ewigen Selbst. Die Meditations-Technik, die Babaji freigebig lehrt und durch die er Selbstrealisierung erlangte, wird Jangama Dhyana genannt. Sie wurde ihm von seinem Guru gegeben, Shri Shivabalayogi Maharaj. Jangama Dhyana bedeutet die „Meditation über die Ewige Existenz (des Selbsts)“. Babaji lehrt, dass sobald der Geist durch Dhyana von allen Gedanken komplett gereinigt ist, alles, was übrigbleibt, das höchste Bewusstsein der Existenz ist.

Babaji kommentiert, dass man nicht in Wälder oder Höhlen gehen muss, um Sadhana durchzuführen, die Meisterschaft über den Geist zu erlangen und schließlich Selbstrealisierung. Aber genauso wie ein Auto fachgerecht mit Bremsen ausgerüstet werden muss, damit es sicher zum Stehen gebracht werden kann, nachdem es an Fahrt gewonnen hat, so muss man die entsprechende Disziplin des Geistes erlangen, damit man den Geist gebrauchen kann und – wenn man fertig ist – ihn zum Stillstand bringen kann, ruhig und in Frieden. Durch Meditation kann man in der Welt wie ein Genie leben, währenddem man komplett stressfrei ist. Um in dieser Welt spirituell zu leben, betont Babaji die Mantras der ‚Anpassung’ und des ‚Managements’.

Spirituell, psychologisch, auf jede Art und Weise können nur jene die Glücklichsten sein, die sich anpassen und managen können. Denn wohin auch immer du gehst: falls du dich an die Atmosphäre, die Situation, das Essen, die Kleidung anpassen kannst, an alles, das es dort gibt, dann wirst du glücklich sein. Falls nicht, dann wird dein Geist am Grübeln sein. Falls du lernst, es mit den Mitteln zu schaffen, die du hast, wirst du immer glücklich sein.

Moralische Gesundheit

Am wichtigsten, wenn die Kontrolle des Geistes einmal erreicht ist, wird man immer ein höheres Ziel im Sinn haben. Egoismus und Engstirnigkeit kommen zu einem Ende und man wird zu einer weitherzigen Persönlichkeit. Moralische Werte und moralische Gesundheit sind die Fähigkeit, immer ein Ziel vor Augen zu haben, das größer als man selber ist. Falls man Sadhana richtig durchgeführt hat, dann werden die eigenen Handlungen in die Welt ausstrahlen, dass man an andere denkt. Handlungen werden normalerweise vorgenommen, falls sie für den Körper oder den Geist angenehm sind. Man tut alles für einen selber; sogar wenn man anderen einen Dienst erweist, tut man es nur für sich selber. Babaji lehrt, dass es für eine Person wichtig ist, danach zu streben zu wissen, wer sie wirklich ist; nur dann wird sie in Erfahrung bringen, was sie wirklich braucht.

Sobald jemand realisiert, dass es nur 1 göttliches Selbst gibt, das allesdurchdringend ist, dann kann er oder sie mit göttlicher Inspiration selbstlos für dieses Selbst arbeiten. Auf diese Weise kann ein Yogi wie Babaji der Menschheit selbstlos dienen, er sieht sich selber überall. Babaji lehrt:

Die Menschen dieser Welt sprechen über Frieden, aber sie üben nicht; deshalb gibt es keinen Frieden in dieser Welt. Man benötigt die Fähigkeit, in Frieden zu sein und anderen Frieden zu geben. Meditation gibt uns diese Fähigkeit.

Hindernisse auf dem spirituellen Pfad

Babaji betont, dass das größte Hindernis auf dem spirituellen Pfad das Ego ist. In spiritueller Sichtweise wird jede Vorstellung des Geistes als Ego betrachtet. Wenn aber das Ego ‚aufgeblasen’ wird, lehnt man es ab zu lernen und seine geistigen Aktivitäten aufzugeben. Auf dem spirituellen Pfad soll der Geist still und auf einen einzigen Punkt konzentriert gehalten werden, oder falls das zeitweise nicht möglich ist, dann muss er in reine Aktivitäten wie Satsang (Gesellschaft der Guten) und selbstlosen Dienst engagiert sein. Bhajans (hingebungsvolle Lieder) und traditionelle Rituale wie Aarti (ehrbezeugender Gruß mit Licht) können dafür genutzt werden, die emotionalen Energien des Geistes in die Konzentration auf einen einzigen Punkt zu bringen. Dies führt schließlich zu Meditation. Aber auch auf dem Pfad der hingebungsvollen Verehrung sollte man nicht egoistisch werden und denken, „dass ich der/die größte Devotee bin“. Solches Ego verkleinert den spirituellen Fortschritt; der Geist hört auf sich nach innen zu wenden, um die eigene reale Existenz als unsterbliches Selbst zu entdecken, jenseits von Form und Formlosigkeit. Babaji lehrt:

Auf dem spirituellen Pfad ist der am meisten gefürchtete Feind du selber. Sobald du fähig bist, dich aufrichtig der Sache zu verpflichten, wird der Erfolg einfach.

Eine andere Übung auf dem Pfad des Bhakti (hingebungsvolle Verehrung) ist Bhava Samadhi: Das Schwanken und Verlangen des Geistes eines Devotees/einer Devotee geht über in eine auf einen einzigen Punkt gerichtete Aufmerksamkeit auf die göttliche Form, die der/die Devotee verehrt. Das mit Bhava Samadhi verwandteste Wort im Deutschen ist Ekstase. Echter Bhava Samadhi ist der Höhepunkt von vielen Jahren hingebungsvoller Praxis der Verehrung. Abhängig von der emotionalen Natur einer Person können andere Personen Handlungen von ihr sehen wie beispielsweise Körperbewegung. Falls die Praxis echt ist, wird die Person immer gewaltfrei und nach innen gewendet sein; sie wird in Bhava keine Ansprüche auf etwas erheben, nicht sprechen oder Anweisungen geben. In der Spiritualität sollten die Anstrengungen einer Person ihren Geist immer befähigen zurückzugehen. Das Zurückgehen des Geistes bedeutet Beseitigung des Egos. Babaji rät:

Jedes Individuum muss vorsichtig sein, falls es aufrichtig daran interessiert ist, in Richtung Erleuchtung zu gehen. Man sollte sich nicht einbilden und selber täuschen, eine göttliche Autorität zu sein. Man sollte mit Bhava Samadhi sehr vorsichtig sein. Mein Guru sagte, dass es so ist, wie wenn man einem Kind einen Lollipop gibt, damit es zur Schule geht. Aber unglücklicherweise kommen die Leute manchmal nicht vom Lollipop los und gehen nicht zur Schule.

Babaji erklärt, dass zur Schule zu gehen bedeutet, dass man schließlich meditieren muss, um zu versuchen Selbstrealisierung anzustreben, was das empfohlene Ziel ist. Falls daher die Bhava-Erfahrung richtig verstanden wird, kann sie in der Meditation helfen, um zu Beginn Konzentration zu erlangen. Falls man aber direkt in Meditation gehen kann, dann muss man in gar keine hingebungsvolle Praxis wie Bhava gehen.

Aus Ego und falschen Erwartungen heraus können viele Sadhaks von behaupteten Wundern angezogen werden und vom spirituellen Pfad abkommen. Babaji betont, dass Frieden das empfohlene Ziel ist und nichts anderes:

Anstrengungen können Wunder vollbringen. Durch Sadhana den höchsten Frieden zu erlangen ist das wirkliche Wunder. Ringe und Ketten können dieser Welt keinen Frieden geben und sind in Läden einfach erhältlich. Für einige hundert Dollar kann man fliegen. Ich habe immer gesagt, dass, falls jemand mit der Hand winken und so der Welt Frieden geben kann, ich es als ein Wunder betrachten werde.

Abgesehen vom Ego identifiziert Patanjali in den Yog Sutras vier größere Hindernisse für richtige Meditation: Körperbewegungen, Bewegungen der Augäpfel, unregelmäßige Atmung und der Geist selber als Hindernis für den Geist dabei, sich zurück in das Selbst niederzulassen. Um diese Hindernisse zu überwinden, leitet Babaji an, dass der Körper in der Meditation ruhig gehalten werden muss, mit aufrechtem Rücken und Nacken. Die Augen sollten geschlossen sein, mit ruhigen Augäpfeln und auf einen Punkt fixiert. Babaji lehrt einige einfache Pranayamas (Atemübungen), die dem Atem helfen zur Ruhe zu kommen, wenn sie einige Minuten vor der Meditation geübt werden. Babaji empfiehlt aber nicht, über den Atem zu meditieren. Falls jemand den Geist konzentriert, dann ist für den Rhythmus des Atems automatisch gesorgt. Am wichtigsten: Man muss die Schwankungen des Geistes bewältigen. Man muss nicht den Fortschritt in der Meditation überwachen. Visionen sind nicht wichtig – der einzige verlässliche Hinweis auf spirituellen Fortschritt ist größere Gelassenheit und Frieden des Geistes. Meditation ist ein Prozess, in dem die Eindrücke, die der Geist angesammelt hat, gereinigt werden. Während der Reinigung treten Visionen und Gedanken auf, genauso wie wenn man dreckige Kleider wäscht und man beobachtet, wie der Dreck heraus ins Wasser kommt. Der Geist kann sich sehr einfach in die Gedanken und Visionen verwickeln, die während dem Reinigungsprozess auftreten, und falls er sich darin verwickelt, kann er weiterhin neue Eindrücke ansammeln. Dieses Wieder-Erwerben ist sehr subtil. Deshalb ist es so wichtig, die Gedanken während der Meditation nicht zu analysieren; und deshalb benötigt die totale Reinigung des Geistes Zeit und Geduld. Dann wird man schließlich fähig sein in den Zustand des Tapas voranzuschreiten.

Tapas

Tapas ist die höchste Stufe der Meditation. Babaji lehrt, dass Meditation beginnt, wenn man den Geist ruhig halten kann, an einem Punkt, für mindestens eine Stunde am Stück. Wenn man den Geist fortwährend für mindestens acht Stunden in diesem Zustand der Gedankenlosigkeit halten kann, dann ist das Tapas. Tapas heisst, den Geist und seine Vorstellungen in das Feuer des Selbsts stellen. An diesem Punkt wird sich der Geist nach innen wenden und zu seinem Ursprung zurückkehren.

Babaji lehrt, dass es keinen schlüssigen Weg gibt, um diesen Prozess zu erklären, ausser dass der Geist ruhiger und ruhiger wird. Nichtsdestotrotz kann die allmähliche Konzentration des Geistes für viele Sadhaks (spirituelle Anwärter) in drei Stufen erfolgen. Der/die Sadhak beginnt im Zustand der Vorstellung. Mit Hingabe und Konzentration beginnt man die Vorstellung der eigenen individuellen Existenz zu verlieren. Der Geist gewinnt mehr und mehr Konzentration auf den Guru, die Gottheit oder ein Objekt der Hingabe. Indem man voranschreitet, werden die Visionen und Gedanken solider und wirklicher. Die zweite Stufe geistiger Projektion ist erreicht, wenn dasselbe Objekt der Hingabe als eine Wirklichkeit erscheint, obwohl eine, die immer noch als von einem selber getrennt erscheint. Dieser innere Guru handelt als Fackelträger auf der Reise des Geistes zu seinem Ursprung, dem Selbst. Am Schluss, wenn die Konzentration bis zur höchsten Stufe des Tapas ansteigt, können körperliche Manifestationen erfolgen. Das ist die dritte Stufe. Durch diese Technologie können sich vor dem/der Tapaswin (die Person, die Tapas vollführt) verlockende Szenen erscheinen, und enormer Vairagya (Anhaftungslosigkeit) ist nötig, um den Geist davon abzuhalten, sich hineinzubegeben und in die Welt zurückzuspringen. Diese Hindernisse dienen als rigoroser Test für die Aufrichtigkeit des/der Sadhak, die letzte Wahrheit zu erreichen und nichts Anderes. Babaji erklärt am Ende:

Derselbe innere Guru, der eine Manifestation des ersten Entschlusses des Geistes ist, wird einen auch anleiten, jenen Entschluss selber aufzugeben, total, und den Gedanken des ‚Ichs’ aufzugeben – so dass am Schluss, nachdem man alle Gedanken an irgendein Bedürfnis verloren hat, einschließlich des Bedürfnisses nach Befreiung, der Geist den Gedanken des ‚Ichs’ ebenso aufgibt.

Vor diesem letzten Schritt erfährt der/die Tapaswin eine Phase höchsten Glücks. Aber das ist nicht das Ende des Prozesses. Babaji rät:

Viele Sadhaks neigen dazu zu denken, dass der Tapas vorbei ist, wenn dieser Zustand des höchsten Glücks kommt – aber man muss warten, bis der absolute Frieden erreicht ist, was bedeutet, dass der Geist total zurückgehen muss, eins mit dem Selbst werden muss und anstrengungslos und zufrieden so bleiben muss.

So endet der spirituelle Pfad im höchsten Frieden.

Guru

Der/die Guru vertreibt die Dunkelheit der Ignoranz. Der/die wahre Guru lehrt immer aus der eigenen Erfahrung der letzten Wahrheit heraus. Er/sie hat die Befreiung erlangt und ist in der Lage, andere aufrichtig Suchende zur Befreiung zu führen. Babaji sagt: „Nachdem wir die Realisierung erreicht haben, ist es unsere grundlegende Pflicht, zu dienen und anderen zu helfen dasselbe zu erreichen, bevor wir diese Welt verlassen.“ Der/die Guru lehrt nie für materiellen Gewinn und geht auch keinen Vertrag mit dem/der Shishya (disziplinierter Schüler, disziplinierte Schülerin) ein. Der/die Guru akzeptiert nur, was immer der/die Shishya aus freiem Willen gibt, um die Mission des Gurus/der Guru und ihrer Institutionen am Laufen zu halten. Das grösste Geschenk für einen/eine Guru sind die spirituellen Anstrengungen, die der/die Shishya unternimmt, um die letzte Wahrheit selber zu erfahren.

In Indien ist die Beziehung zwischen Guru und Shishya der Eckstein des spirituellen Pfades. Vertrauen in den/die Guru wird gelehrt, so dass der Geist nicht verwirrt wird und fähig ist, alle Hindernisse auf dem spirituellen Pfad zu überwinden. Der Geist gewinnt die Fähigkeit, zu akzeptieren und seine Unruhe aufzugeben. Außer dass der/die Guru die Zweifel spiritueller Anwärter beseitigt, ist er/sie auch dazu da, zu begeistern: „Falls ich das erreicht habe, kannst du diesen höchsten Frieden auch erreichen. Es ist es wert, bis zum letzten Atemzug Anstrengungen zu investieren.“ Babaji nimmt jede Gelegenheit wahr, um seinen Göttlichen Guru, Shri Shivabalayogi Maharaj, ausgiebig zu würdigen. Babaji lehrt, dass der spirituelle Segen des Gurus/der Guru immer fließt; man muss nur den Damm des Vertrauens und der Hingabe bauen, um ihn zu erhalten. Er erklärt:

Der/die eine, der/die will, dass du die Wahrheit selber erfährst, und dich zur Erfahrung der Wahrheit führen kann, ist der/die wirkliche Guru. Der/die wirkliche Guru möchte, dass du auf deinen eigenen Füßen stehst. Je mehr du dich nach innen wendest, desto näher fühlst du dich dem/der Guru, deinem wahren Selbst.

Selbst und Gott

Wenn Babaji über Selbstrealisierung spricht oder über das Selbst, macht er keine Unterscheidung zwischen dem Selbst und Gott. Das bedeutet nicht, dass die individuelle Seele Gott ist. Es ist wie die Beziehung des Tropfens zum Ozean. Wenn der Ozean Gott ist, dann ist der Tropfen das individuelle Selbst. Wenn man Meditation praktiziert, ist es als ob der Tropfen die Tiefe des Ozeans kennenlernen will, alles über den Ozean wissen will. So muss er in den Ozean hineinspringen. So lange der Tropfen als vom Ozean getrennte Einheit existiert, kann er nicht verstehen. Was auch immer er zu denken versucht, er wird immer nur fähig sein es auf Grund seiner eigenen Existenz als kleiner Tropfen zu denken. Wenn er aber in den Ozean fällt, verschwindet der Tropfen und wird eins mit dem Ozean. Das ist die letzte Wahrheit, das wahre Selbst. Das Selbst wird auch als Gott erkannt. Babaji lehrt:

Es gibt Gott solange du dir dich selber als separate Einheit vorstellst und du dir Gott als eine Einheit vorstellst, die von dir getrennt ist. Falls du diese Meditation praktizierst, wirst du erfahren, dass du eins bist mit dem Göttlichen. Du suchst nach dem Selbst, nach dem Gefühl des „Ichs“. Wenn du also zu der Quelle dieses „Ichs“ gehst, wirst du entdecken, dass das Selbst sich nicht von Gott unterscheidet. Es gibt ein einziges Selbst; es existiert als das Allesduchdringende und Allgegenwärtige. Es gibt wirklich keinen Unterschied zwischen dem Selbst und Gott.